„Arbeit von einem Vierteljahr für die Tonne“

Lockdown Light trifft Sportvereine in Vilsbiburg hart

Von Johannes Wiest
Vilsbiburg. Der seit Anfang November geltende Lockdown Light war auch für die Sportvereine ein erneuter Rückschlag. Geschlossene Hallen, unklare Definitionen der Richtlinien und finanzielle Einbußen machen den Mitgliedern und Verantwortlichen zu schaffen. In Vilsbiburg reichen die Auswirkungen von der Weiterführung unter strengen Auflagen bis zur kompletten Einstellung des Spielbetriebs.

„Die neuen Regulierungen sind für uns eine Katastrophe“, urteilte etwa Michael Mayr, der bei den Baskets Vilsbiburg für den Bereich Marketing und Sponsoring verantwortlich ist. Sein Club war noch am Samstag, 31 Oktober, mit einem Sieg gegen den TSV Unterhaching in die neue Regionalliga-Saison gestartet – mittlerweile steht der Spielbetrieb still.

Die Baskets arbeiteten vor dem Lockdown intensiv an der Erstellung eines Hygienekonzepts, dessen Umsetzung und Einhaltung laut Mayr bei der ersten Begegnung hervorragend funktionierte. „Die neuen Maßnahmen haben jetzt bei uns die Arbeit von einem Vierteljahr, vielleicht sogar von einem halben, in die Tonne getreten.“ Statt gemeinsamen Trainingseinheiten in der Halle heißt es für die Spieler nunmehr wie im Frühjahr: Workouts auf virtuellem Wege.

Mayr kritisierte in seinen Ausführungen zudem die schwammig formulierten Regulierungen, die nicht nur bei der Basketball-Unterabteilung für Unklarheiten sorgen. „Individualsport ist derzeit theoretisch möglich, aber es ist nicht genau definiert, was unter diese Kategorie fällt“, sagte TSV-Vorstandsmitglied Thomas Schmideder. Nicht zuletzt deshalb herrsche im ganzen Verein derzeit Stillstand.

Schmideder nannte ein Beispiel aus der Fußballabteilung: „Fällt eine Einheit mit einem Trainer und einem Spieler nun unter das Raster Individualsport oder nicht?“ Die Gesamtsituation sei für die Sportler und Trainer extrem frustrierend, da sie sich laut dem Vorstandsmitglied vorbildlich an das Hygienekonzept gehalten haben. „Wir bedauern, dass wir derzeit keinen Sport anbieten können, müssen uns aber natürlich an die Maßnahmen zur Reduzierung des Virus halten.“

Tennis unter Auflagen weiterhin möglich

Ganz still steht der Spielbetrieb beim TSV derzeit allerdings nicht. Beim Tennis-Club sind für Mitglieder noch Partien zu zweit möglich, mit Personen aus demselben Haushalt kann auch im Doppel gespielt werden. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir spielen dürfen. Wir zählten ja bereits im Frühjahr zu den ersten Hallen, die wieder öffnen durften“, sagte Abteilungsleiter Marcus Zehentbauer.
Der Tennisverband schaffte schnell Klarheit, dass die Sportart unter den genannten Personen-Einschränkungen unter die Individualsport-Regelung fällt. Das Innenministerium versuchte mittels einer Klarstellung vom Mittwoch, dies auch für andere Sportarten zu erreichen.
Unter Individualsport werde jede Sportausübung verstanden, die allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Hausstands erfolgt, heißt es in der Mitteilung. Diese Regelung gelte über alle Sportarten hinweg. In Vilsbiburg geht eine Erlaubnis derzeit allerdings nicht zwangsläufig damit einher, dass die Sportart auch ausgeübt werden kann: Die städtischen Sporthallen sind vorerst allesamt geschlossen. Da die Tennishalle dem TSV gehört, kann die Sportart dort hingegen ausgeübt werden.

Dass in der städtischen Ballsporthalle derzeit dennoch gespielt wird, liegt an einer Ausnahmeregelung für die Roten Raben Vilsbiburg, erklärte deren Geschäftsführer André Wehnert. Da die erste und die zweite Mannschaft der Volleyballerinnen in den beiden Profiligen vertreten sind, geht der Spielbetrieb für sie weiter.

Golfclub überrascht, dass gespielt werden darf

Die strengeren Hygiene-Regelungen und vor allem das Fehlen der Fans sind nun die größten Unterschiede im Gegensatz zu vorher“, erklärte Wehnert. In den Planungen habe sich der Club bereits mit etwaigen Szenarien beschäftigt. Dennoch muss der Verein aufgrund der Corona-Krise wie viele andere deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen. „Wir können da von einer Zahl im sechsstelligen Bereich ausgehen“, so Wehnert.
Geringer als befürchtet waren die Mindereinnahmen hingegen beim Golfclub Vilsbiburg. „Wir waren positiv überrascht, dass wir überhaupt weiterspielen dürfen. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass wir die Anlage wie schon zu Beginn des Jahres schließen müssen“, beschrieb Präsident Richard Erhardsberger die Situation. Aktuell dürfen im Zuge der Individualsport-Regelung zwar nur zwei Sportler miteinander spielen. Dies sei aktuell aber nicht gravierend, weil zu dieser Jahreszeit ohnehin nicht mehr so viele Spieler auf dem Platz seien.
Unsicherheiten erschweren Planungen des Skiclubs

Während sich die Golf-Saison dem Ende zuneigt, fängt sie im Ski-Sport gerade erst an. Bereits jetzt fallen aufgrund der gesperrten Hallen die angesetzten Trainingseinheiten und die Skigymnastik des Skiclubs Vilsbiburg aus. Der Vorstandsvorsitzende Christian Hunger geht davon aus, dass auch auf der Piste vorerst Ruhe herrschen wird: „2020 wird von unserer Seite wohl nichts Offizielles mehr stattfinden.“
Für den Zeitraum danach herrscht aufgrund der unklaren Entwicklung Unsicherheit. Geplant werden deshalb erst einmal beispielsweise Skitouren, die etwas abseits der Pisten stattfinden und das Risiko somit geringer ist. Ob diese durchführbahr sind, hängt von der Lage rund um den angepeilten Termin ab. Solange ein mögliches Reiseziel als Risikogebiet eingestuft wird, werden dort laut Hunger ohnehin in keinem Fall Veranstaltungen des Skiclubs stattfinden.

Ähnlich gestaltet sich das Bild derzeit bei der Ski-Abteilung des TSV Haarbach. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, gab sich der Vorstandsvorsitzende Andreas Brandl zwangsoptimistisch. Die Verantwortlichen planten die Saison unter Normalumständen, je nach Entwicklung der Lage müssen Veranstaltungen dann abgesagt werden.

Negative Erfahrungen machte der Verein zuletzt bereits in der Fußballabteilung, die aufgrund des vorerst für November geltenden Lockdown Light erneut stillsteht. „Die Euphorie war nach der schrittweisen Öffnung im Frühling vor allem bei den Aktiven sehr groß“, erinnerte sich Brandl. Den Funktionären bereiteten derweil vor allem die unklaren Bestimmungen Probleme. „Die Ansagen des Fußballverbands und des Freistaats Bayern schienen teilweise sogar auseinanderzugehen. Das war ein schwieriger Spagat. Das Problem war zeitweise weniger die Umsetzung, sondern zu verstehen, was überhaupt umgesetzt werden muss.“