Über ein Vierteljahrhundert Chef der Sportler

Vorsitzender Friedhelm Eggemann tritt bei Jahresversammlung des TSV Vilsbiburg nicht an

Vilsbiburg. Es war das Jahr des Ehrenamtes, als Friedhelm Eggemann den Vorsitz des TSV Vilsbiburg übernahm. Doch das Ehrenamt ist für die meisten keine Ehre, dieses bittere Fazit musste Eggemann bereits vor 26 Jahren ziehen. Denn bei der regulären Jahresversammlung fand sich niemand, der die Aufgabe des „Leitwolfs“ übernehmen wollte, nachdem der Vorsitzende Alexander Bergel sein Amt aus beruflichen Gründen niedergelegt hatte. Erst vier Monate später – am 8. September 1994 – wurde Friedhelm Eggemann zum Vorsitzenden gewählt. Davor musste hinter den Kulissen des TSV intensiv nach einem neuen Vorsitzenden gesucht werden.

Eine vergleichbare Situation vermutete Eggemann auch vor zwei Jahren, als er das Amt zunächst niederlegen wollte, sich aber dann doch wieder zur Wahl stellte. Bei der Jahresversammlung am Freitag, 25. September, soll nun eine neue Führungsriege installiert werden. Dann kann sich Eggemann beruhigt zurückziehen und weiß den Verein in guten Händen.

Übers Kegeln zum TSV Vilsbiburg gekommen

Friedhelm Eggemann ist über den Kegelsport in die Vereinsarbeit eingestiegen. Der gebürtige Berliner ist, als es ihn beruflich bedingt nach Vilsbiburg verschlagen hatte, 1980 in den TSV eingetreten und hat von 1986 bis 2008 die Kegelabteilung als Abteilungsleiter geführt. Ein Jahr später, 1987, wurde er bereits zum Dritten Vorsitzenden des Hauptvereins gewählt. Damals standen Hans Meisburger als Vorsitzender und Alexander Bergel als Stellvertreter an der Spitze des Vereins. „Hans Meisburger hat mich ordentlich bearbeitet, dass ich mitmache“, erinnert sich Eggemann. Drei Jahre später übernahm Bergel das TSV-Ruder, Eggemann blieb weiter der dritte Mann im Führungstrio. Doch auch da war die Wahl nicht reibungslos verlaufen, auch Alexander Bergel sagte erst nach einer Reihe von Gesprächen zu. Die Suche nach einem Vorsitzenden hat also beinahe so etwas wie Tradition beim TSV Vilsbiburg. Vier Jahre später, als Alexander Bergel zurücktrat, stand der TSV vor dem gleichen Dilemma. Daher waren sicherlich alle TSV-Mitglieder froh, dass Friedhelm Eggemann dieses Amt 26 Jahre ausgeübt hat und damit fast an die 32-jährige Amtszeit von Hans Meisburger herankam.
Und in dem vergangenen Vierteljahrhundert hat sich einiges bewegt beim TSV Vilsbiburg: So hat sich die Mitgliederzahl von rund 2000 auf beinahe 3000 erhöht. Die 3000er-Marke zu knacken, war Eggemann nicht vergönnt, auch wenn er es gerne geschafft hätte, wie er offen zugibt.

Auch die Zahlen haben sich ordentlich verändert. Hatte der Haushalt des TSV Vilsbiburg zu Meisburgers Zeiten noch ein Volumen von etwa 300 000 Mark, musste Eggemann in der heutigen Zeit mit rund 500 000 Euro jonglieren. Damit hat der TSV-Vorsitzende, der nach wie vor ehrenamtlich tätig ist, mit fast 3000 Mitgliedern und einem Haushalt von rund einer halben Million Euro praktisch die gleiche Verantwortung wie der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde. Dazu kommt, dass der TSV-Vorsitz, nach Aussage von Eggemann, „ein Fulltime-Job ist“.
Das größte Projekt: Bau der Ballsporthalle

Unter seiner Führung ist aber auch baulich einiges geschehen: So wurden unter anderem die zweite Tennishalle gebaut, die Tennisplätze und das Tennisheim saniert, das Hauptspielfeld mit Tartanbahn gebaut und mittlerweile bereits wieder saniert, ein Kunstrasenplatz und eine Wurfanlage für die TSV-Leichtathleten geschaffen. Bereits 1991 stand der Bau einer überdachten Tribüne für das Hauptspielfeld auf der Agenda; sie ist damals aber aus finanziellen Gründen zurückgestellt worden. Aktuell sieht Eggemann hier alles auf einem guten Weg, auch wenn er die Fertigstellung nicht mehr als TSV-Vorsitzender begleiten kann.

„Wir haben viel investiert“, resümiert Eggemann und betont in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Stadtrat und dem Bürgermeister. „Ohne diese Unterstützung wäre vieles nicht möglich gewesen“. Das gilt auch für das größte Projekt, das Eggemann aber nur begleitet hat – den Bau der Ballsporthalle, die 2011 nach jahrelanger Vorarbeit und Planung eingeweiht werden konnte. Rund 300 Sitzungen waren notwendig, bis das Projekt in trockenen Tüchern war, erinnert sich Eggemann.
TSV steht sportlich und finanziell super da

„Ich übergebe meinen Nachfolgern einen stabilen Verein, der ehrenamtlich weitergeführt werden kann und sowohl sportlich als auch finanziell super dasteht“, ist das Fazit von Friedhelm Eggemann. Dabei wird aber auch dem neuen Vorstandsteam nicht langweilig werden: So gilt es, die Sanierung der städtischen Vilstalhalle und der alten TSV-Halle anzupacken.
Eine Aufgabe hat Friedhelm Eggemann im Oktober noch zu erledigen: Der BLSV-Sportbezirk Niederbayern zeichnet ihn mit dem „Niederbayerischen Ehrenamtspreis 2020“ aus. Die Bürgermedaille der Stadt Vilsbiburg hat er bereits 2017 bekommen.