Schwimmabteilung wieder aktiv

Corona und Hallenbadsanierung haben Aktivitäten der Schwimmer stark eingeschränkt

Von Harald Schwarz

Vilsbiburg. Ein Schwimmtrainer braucht in erster Linie eine laute Stimme. Das zeigt sich, wenn Andrea Radspieler, die gleichzeitig Vorsitzende des Schwimmclubs ist, Anweisungen an die jungen Schwimmer im Wettkampfbecken des Stadtbades gibt. Zwei Bahnen sind dort für den Schwimmverein reserviert und die Aktiven können dort ungestört trainieren. Allerdings werden sie auch in diesem Jahr keine Wettkämpfe bestreiten können. Aktuell schaut es so aus, als ob alle Termine gestrichen worden sind, bedauert Andrea Radspieler.
Die Schwimmabteilung des TSV Vilsbiburg hatte in den vergangenen Jahren mit diversen Widrigkeiten zu kämpfen: Zuerst mit der Sanierung des Hallenbades in der Mittelschule. „Die Grundlagen werden im Hallenbad gelegt; vor allem bei den Anfängern“, erklärt Andrea Radspieler. Dort können die Nachwuchsschwimmer konzentriert üben, dort wird an der Ausdauer gearbeitet, dort werden alle vier Schwimmstile trainiert und an technischen Feinheiten gefeilt. Diese Basis hat aber in den vergangenen Jahren nicht gelegt werden können. Denn nach der Sanierung von Hallenbad und Mittelschule kam Corona und das Training war erneut nicht möglich. Andrea Radspieler erinnert sich, dass sie noch drei Mal im Hallenbad trainieren konnten und dann war Schluss. Das war im Oktober 2019.

Schwimmtraining mit Corona-Regeln

Wenn es dann ins Stadtbad geht, hat der Schwimmverein weniger Trainingseinheiten, weil die Trainingsbeteiligung im Sommer nicht so hoch ist, wie im Hallenbad im Winter. „Die Verlockung, sich mit Freunden im Bad zu treffen, zu springen oder nur zu chillen, ist einfach größer“, weiß die Schwimmtrainerin. Im vergangenen Jahr konnten sie auch im Stadtbad coronabedingt nicht trainieren. „Da wusste keiner so recht, wie das Bad mit den ganzen Vorschriften genutzt werden kann, beziehungsweise angenommen wird“, erzählt Andrea Radspieler. Sie hat aber Verständnis, dass Schwimmmeisterin Vanessa Tschurtschenthaler da sehr vorsichtig agiert hatte. „Wir waren uns auch nicht sicher, wie wir mit den Coronaregeln umgehen sollten“, erinnert sich Radspieler.
Auch im vergangenen Jahr fanden keine Wettkämpfe statt, so dass die Aktiven des Schwimmvereins sich auch nicht mit anderen Vereinen messen konnten.
Seit 1997 gibt es beim Schwimmverein, der sich von Anfang an dem leistungssportlich orientierten Schwimmen verschrieben hat, eine Wettkampfgruppe. „Wir hatten durchaus Erfolge und einige niederbayerische Meister in unseren Reihen“, erzählt Andrea Radspieler. Aber bereits das G8 sorgte dafür, dass der Nachwuchs weniger wurde. Zudem hat die Schwimmtrainerin eine gesellschaftliche Entwicklung ausgemacht, die auch alle anderen Sportarten betrifft: „Viele Kinder und Jugendliche wollen sich nicht mehr schinden“. Deshalb muss der Schwimmverein, der im niederbayerischen Raum durchaus eine feste Größe war, jetzt erst einmal wieder langsam anfangen und sich um Nachwuchs bemühen. „Wir wollen starten und sehen, wie es läuft“, sagt Andrea Radspieler, die durchaus Potenzial bei den Aktiven sieht, die sich bemühen, ihre Anweisungen umzusetzen.

Verbandsbürokratie kostet Verein viel Geld

Aber sie hat mit einem weiteren Problem zu kämpfen: In früheren Jahren gab es kindgerechte Wettkämpfe, bei denen die Nachwuchsschwimmer spielerisch an Wettkämpfe herangeführt werden konnten. Heute muss Andrea Radspieler, alle Schwimmer, die zu Wettkämpfen antreten, beim Verband registrieren lassen. Und das kostet Geld. Geld, das sie nicht hat – beziehungsweise nicht bei Jedem investieren möchte, da sie nicht weiß, ob der Teilnehmer nach dem ersten Wettkampf die Lust verliert.
So muss die kleine Schwimmabteilung mehrere Baustellen gleichzeitig bearbeiten. Dazu gehört auch, dass die Schwimmabteilungsleiterin zusätzliche Betreuer sucht. Drei Trainer hat sie derzeit, ein paar mehr wären nicht schlecht, sagt sie. „Sie müssen Interesse und Spaß haben, mit Kindern zu arbeiten. Ein bisschen Ehrgeiz gehört auch noch dazu“, beschreibt Andrea Radspieler die Voraussetzungen. Die schwimmspezifische Fortbildung bekommen Interessenten vom Verein.

Demonstriert vom Beckenrand aus, wie die Nachwuchsschwimmer ihre nächste Übung machen sollen: Andrea Radspieler, die in Personalunion Trainerin und Abteilungsleiterin ist. Foto: Harald Schwarz